Unternehmer*innen, aber auch selbsternannte Berufsbildungsexpert*innen behaupten gerne, dass Betriebe aus verschiedenen Gründen Lernende ausbilden würden. Nicht nur der finanzielle Anreiz sei entscheidend, sondern auch Reputation und soziale Verantwortung (für die Bevölkerung, die Region oder die Branche) seien wichtige Motive.

Allerdings würde kein einziges Unternehmen je einen Lernenden ausbilden, wenn es nicht finanziell davon profitieren würde. Dies geben Bildungsforscher*innen, bürgerliche Politiker*innen und Unternehmen auch ohne weiteres zu. Der Schweizerische Verband der Innendekorateure und des Möbelfachhandels interieursuisse hält in einer aktuellen Werbebroschüre für seine Branche klipp und klar fest: «Wer rechnen kann, bildet Lernende aus.»

Unternehmen bilden also Lernende aus, damit sie die Arbeitskraft entweder schon während der Lehre, spätestens aber in den ersten zwei Jahren nach Lehrabschluss ausbeuten und einen «Nettonutzen» (Produktive Leistung der Lernenden minus Bruttokosten) erzielen können.

Wir fordern: Schluss mit Ausbeutung in Lehre! Mehr Lohn und Anerkennung – sofort!


Strupler, Mirjam; Wolter, Stefan C.: Die duale Lehre: eine Erfolgsgeschichte – auch für die Betriebe, Bern 2012.